Geistermunition in der Ostsee: Ein gefährliches Erbe unter Wasser
Von 2016 bis 2021 untersuchte das Thünen-Institut in Bremerhaven im Rahmen des Projekts DAIMON die Auswirkungen von versenkter Munition in der Ostsee. Diese Munition, die aus den beiden Weltkriegen stammt, stellt eine erhebliche Gefahr für das Ökosystem und die menschliche Gesundheit dar.

So stellt sich ChatGT die in der Ostsee versenkte Munition vor.
Umfang des Problems
In der Ostsee liegen schätzungsweise 300.000 Tonnen konventionelle Munition und 42.000 bis 65.000 Tonnen chemische Kampfstoffmunition. Diese Munitionsreste rosten im Laufe der Zeit, wodurch gefährliche Stoffe ins Meerwasser und die Nahrungskette gelangen können. Besonders kritisch ist dies durch die zunehmende Nutzung des Meeres für Offshore-Windparks und Pipelines, die das Risiko einer Freisetzung erhöhen.
Forschungsergebnisse
Im Projekt DAIMON untersuchten Wissenschaftler die Auswirkungen von Sprengstoffen wie TNT auf die Gesundheit der Meeresorganismen. Eine Studie zeigte, dass 25 % der Klieschen aus dem Munitions-Versenkungsgebiet Kolberger Heide Lebertumore aufwiesen, verglichen mit nur 5 % in unbelasteten Gebieten. Zudem wurden Abbauprodukte von TNT in der Gallenflüssigkeit der Fische nachgewiesen, was ihre Exposition gegenüber diesen gefährlichen Stoffen bestätigt.
Eine weitere Untersuchung beschäftigte sich mit den Auswirkungen von chemischer Munition auf den atlantischen Schleimaal. Hier zeigten Schleimaale aus kontaminierten Gebieten im Skagerrak eine höhere Prävalenz von Leberschäden und Tumoren im Vergleich zu Tieren aus unbelasteten Referenzgebieten.
Praktische Anwendungen
Die Ergebnisse des Projekts führten zu direkt anwendbaren Empfehlungen für die Umweltüberwachung und den Umgang mit versenkter Munition. Eine wesentliche Errungenschaft ist die DAIMON Toolbox, eine Methodensammlung zur Risikoüberwachung und -bewertung, sowie ein webbasiertes Decision Support System. Diese Tools helfen Behörden und Politikern bei der Entscheidung, ob Munitionsobjekte überwacht oder geborgen werden sollten.
Die Arbeit des Thünen-Instituts hat wichtige Erkenntnisse geliefert, die helfen, die Risiken von versenkter Munition in der Ostsee besser zu verstehen und Maßnahmen zum Schutz der Umwelt und der menschlichen Gesundheit zu entwickeln. Das Projekt DAIMON zeigt, wie dringend notwendig es ist, sich mit den Altlasten der Weltkriege auseinanderzusetzen und nachhaltige Lösungen zu finden.
Für Taucher in der Ostsee bedeutet dies eine erhöhte Achtsamkeit und Bewusstsein für die potenziellen Gefahren, die unter der Wasseroberfläche lauern. Ein verantwortungsvoller Umgang und die Beachtung von Sperrzonen sind unerlässlich, um sowohl die eigene Sicherheit als auch die des empfindlichen marinen Ökosystems zu gewährleisten.