Globale Frachtschifffahrt und invasive Arten
Im Jahr 2016 veröffentlichten Wissenschaftler der Universitäten Oldenburg und Frankfurt eine bahnbrechende Studie im renommierten Fachjournal „Proceedings of the National Academy of Sciences“ (PNAS). Diese Studie beleuchtet, wie der weltweite Frachtschiffverkehr zur Verbreitung invasiver Arten beiträgt und somit eine erhebliche Bedrohung für marine Ökosysteme darstellt.

Im Ballastwasser großer Frachtschiffe reisen häufig zahlreiche blinde Passagiere quer über die Ozeane.
Die Kernaussagen der Studie
Das Forscherteam, bestehend aus Dr. Hanno Seebens und Professor Bernd Blasius, entwickelte ein innovatives Modell zur Vorhersage der Verbreitung invasiver mariner Arten. Dieses Modell basiert auf globalen Schiffsrouten und Umweltdaten wie Wassertemperatur und Salzgehalt. Mithilfe historischer Daten von 40 marinen Arten zeigte das Modell eine beeindruckende Genauigkeit von 77 % bei der Vorhersage des Vorkommens invasiver Arten in verschiedenen Ökoregionen.
Zusätzlich untersuchten die Wissenschaftler 97 marine Algenarten sowie sechs Arten, die schädliche Algenblüten verursachen. Das Modell identifizierte Gebiete mit hohem Risiko zukünftiger Invasionen, insbesondere unter dem Einfluss des Klimawandels. Die invasiven Arten wurden in drei Kategorien eingeteilt: aufkommende, hochriskante und weit verbreitete Arten. Die Vorhersagen des Modells wurden durch kürzliche Invasionen in der Nordsee bestätigt, was seine Zuverlässigkeit unterstreicht.
Auswirkungen auf marine Ökosysteme
Die Studie betont die Anfälligkeit mariner Ökosysteme gegenüber biologischen Invasionen, die durch den internationalen Schiffsverkehr begünstigt werden. Frachtschiffe transportieren unabsichtlich eine Vielzahl von Organismen in ihrem Ballastwasser und an ihren Rümpfen. Wenn diese Schiffe in neuen Häfen anlegen, können sich die eingeschleppten Arten etablieren und oft heimische Arten verdrängen, was zu erheblichen ökologischen und wirtschaftlichen Schäden führen kann.
Ein kritischer Aspekt der Studie ist der Einfluss des Klimawandels auf die Verbreitung invasiver Arten. Höhere Wassertemperaturen können zuvor unwirtliche Gebiete für invasive Arten attraktiver machen und deren Ausbreitung beschleunigen. Zum Beispiel wird an der Westküste der USA ein Anstieg der Invasionen erwartet, bedingt durch steigende Temperaturen und intensiven Schiffsverkehr aus Asien.
Zukunftsperspektiven und Schutzmaßnahmen
Diese Forschung bietet wertvolle Einblicke für politische Entscheidungsträger und Naturschützer, die die Auswirkungen invasiver Arten eindämmen möchten. Durch die Vorhersage potenzieller Invasionsherde können gezielte Überwachungs- und Managementstrategien entwickelt werden, um die Verbreitung invasiver Arten zu verhindern oder zu reduzieren. Strengere Ballastwasser-Managementpraktiken und verbesserte Biosicherheitsmaßnahmen in Häfen sind dabei entscheidende Schritte.
Zusammengefasst markiert die Studie der Wissenschaftler aus Oldenburg und Frankfurt einen bedeutenden Fortschritt im Verständnis mariner Bioinvasionen. Sie ruft zu globalen Anstrengungen auf, um die Herausforderungen durch invasive Arten anzugehen und die Biodiversität unserer Ozeane zu schützen.