Lärm im Ozean: Bedrohung für Wale und Meeresökosysteme

Lärmverschmutzung im Ozean ist ein wachsendes Problem, das erhebliche Auswirkungen auf marine Lebewesen, insbesondere Wale, hat. Die Intensität und Häufigkeit von Unterwasserlärm hat in den letzten Jahrzehnten stark zugenommen, vor allem durch menschliche Aktivitäten wie Schiffsverkehr, militärische Übungen und die Erkundung von Öl- und Gasvorkommen. In diesem Artikel werfen wir einen Blick auf die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse über die Auswirkungen von Lärm im Ozean auf das Verhalten und die Gesundheit von Walen.

Lärm im Ozean

Ursachen und Quellen des Unterwasserlärms

Unterwasserlärm wird hauptsächlich durch Schiffsverkehr, den Einsatz von Sonargeräten und seismische Untersuchungen zur Öl- und Gaserkundung verursacht. Schallkanonen, die bei der Erkundung des Meeresbodens eingesetzt werden, sind besonders schädlich, da sie explosionsartige Knalle erzeugen, die über weite Strecken hörbar sind. Diese Lärmquellen führen zu einem kontinuierlichen Hintergrundgeräusch, das die marine Umgebung stark beeinträchtigt.

Auswirkungen auf Wale

Wale sind besonders empfindlich gegenüber Unterwasserlärm, da sie für ihre Kommunikation, Navigation und Nahrungssuche auf akustische Signale angewiesen sind. Lärm kann bei Walen eine Reihe von negativen Auswirkungen haben:

  1. Kommunikationsstörungen: Lärm stört die Kommunikation zwischen Walen, was sich negativ auf ihre soziale Struktur und Fortpflanzung auswirken kann. Besonders betroffen sind Blau- und Finnwale, die Laute über hunderte Kilometer hinweg nutzen, um Partner zu finden.
  2. Verlassen von Lebensräumen: In vielen Fällen verlassen Wale lärmbelastete Gebiete, selbst wenn diese wichtig für ihre Nahrungssuche oder Fortpflanzung sind. Manche Regionen werden jahrelang gemieden, was zu erheblichen Veränderungen in den Wanderungsmustern führen kann.
  3. Gesundheitliche Schäden: Intensive Lärmquellen wie militärische Sonare können zu physiologischen Schäden führen. Panische Fluchtreaktionen können innere Blutungen und die sogenannte Taucherkrankheit verursachen, wenn Wale plötzlich auftauchen.Langfristige Exposition kann zu Schwerhörigkeit oder Taubheit führen, was die Überlebenschancen der Tiere erheblich mindert.

Massenstrandungen

Mehrere Studien haben gezeigt, dass es nach dem Einsatz von Sonargeräten und seismischen Tests zu Massenstrandungen von Walen kommt. Diese Tiere ändern oft in Panik ihren Tauchgang, was zu tödlichen Verletzungen führen kann. Solche Strandungen haben verheerende Folgen für die betroffenen Populationen und sind ein sichtbares Zeichen für die unsichtbare Gefahr des Unterwasserlärms.

Maßnahmen und Schutzkonzepte

Es gibt einige Initiativen zur Reduzierung des Unterwasserlärms, aber diese sind noch nicht weit verbreitet. In der deutschen Nordsee gibt es beispielsweise ein Schallschutzkonzept, das den Lärm bei Offshore-Windparkbauprojekten reguliert. Hier werden Maßnahmen wie Blasenschleier eingesetzt, um den Schall zu dämpfen und Meeressäuger zu schützen.

Internationale Umweltschutzorganisationen fordern zudem eine Senkung der Schifffahrtsgeschwindigkeit, um den Lärm zu reduzieren und sensible Lebensräume zu schützen. Auch der Einsatz von weniger lauten Alternativen bei seismischen Untersuchungen wird diskutiert.

Unterwasserlärm stellt eine ernsthafte Bedrohung für Wale und andere marine Lebewesen dar. Die Störungen durch Lärm haben weitreichende Folgen für die Kommunikation, Navigation und Gesundheit der Tiere. Es bedarf dringend globaler Anstrengungen und strengerer Regulierungen, um den Lärmeintrag in die Ozeane zu reduzieren und den Schutz mariner Ökosysteme zu gewährleisten. Nur so kann sichergestellt werden, dass Wale und andere Meerestiere weiterhin in ihren natürlichen Lebensräumen überleben können.