Meeresverschmutzung und ihre Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit
In der 2020 in der Online-Ausgabe der Annals of Global Health veröffentlichten Studie „Human Health and Ocean Pollution“ wird ein umfassender Überblick über die vielfältigen Gefahren der Meeresverschmutzung für die menschliche und ökologische Gesundheit gegeben. Diese bahnbrechende Arbeit, die von Wissenschaftlern aus verschiedenen internationalen Institutionen durchgeführt wurde, beleuchtet die ernsthaften Bedrohungen durch die Verschmutzung der Ozeane und ruft zu dringenden Maßnahmen auf.
Umfang und Quellen der Meeresverschmutzung
Die Studie zeigt, dass über 80 % der Meeresverschmutzung aus landbasierten Quellen stammt. Dazu gehören Plastikabfälle, Ölverschmutzungen, Quecksilber, chemische und industrielle Abfälle, Pestizide und Nährstoffe. Diese Schadstoffe gelangen über Flüsse, Oberflächenabfluss, atmosphärische Ablagerungen und direkte Einleitungen in die Ozeane und sind besonders in Küstengebieten von Niedrig- und Mitteleinkommensländern konzentriert.
Plastikmüll stellt dabei eine der sichtbarsten und schnell wachsenden Formen der Verschmutzung dar. Jährlich gelangen schätzungsweise 10 Millionen Tonnen Plastik in die Meere. Quecksilber, hauptsächlich aus Kohleverbrennung und kleinem Goldbergbau, stellt das größte Metallverschmutzungsproblem dar. Diese Schadstoffe verschlechtern nicht nur die Wasserqualität, sondern beeinträchtigen auch die Meeresökosysteme erheblich, indem sie beispielsweise die Photosynthese von Meeresmikroorganismen reduzieren und zur Versauerung der Ozeane beitragen.
Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit
Die Studie hebt hervor, dass die gesundheitlichen Auswirkungen der Meeresverschmutzung weitreichend und schwerwiegend sind. Methylquecksilber und PCB (Polychlorierte Biphenyle) gehören zu den gut untersuchten Schadstoffen. Expositionen dieser Stoffe können bei Föten Hirnschäden verursachen und das Risiko für Autismus, ADHS und Lernstörungen erhöhen. Bei Erwachsenen können sie das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Demenz erhöhen. Weitere chemische Verunreinigungen wie Phthalate und Bisphenol A stören das endokrine System und erhöhen das Krebsrisiko.
Algenblüten, die durch Nährstoffüberfluss verursacht werden, produzieren Toxine, die bei Menschen schwere neurologische Schäden verursachen können. Pathogene Bakterien aus den Meeren können gastrointestinale Erkrankungen und Infektionen verursachen. Diese gesundheitlichen Bedrohungen sind besonders in der Globalen Süden stark ausgeprägt, was ein globales Umweltungerechtigkeitsproblem darstellt.
Empfehlungen und Handlungsbedarf
Die Autoren der Studie fordern dringende und entschlossene Maßnahmen zur Bekämpfung der Meeresverschmutzung. Zu den vorgeschlagenen Maßnahmen gehören das Verbot von Einwegplastik, die Reduktion des Einsatzes chemischer Pestizide und Düngemittel, die Kontrolle von Küstenabwässern und die Schaffung großer Meeresschutzgebiete. Es wird betont, dass Meeresverschmutzung mit politischen Maßnahmen, Technologie und durchgesetzten Gesetzen verhindert werden kann. Die erfolgreichen Sanierungen verschmutzter Häfen und die Wiederherstellung von Korallenriffen in einigen Ländern dienen als Vorbilder für zukünftige Bemühungen.
Diese Studie ist ein Weckruf, der die globale Gemeinschaft dazu aufruft, die gesundheitlichen Gefahren der Meeresverschmutzung ernst zu nehmen und umgehend Maßnahmen zu ergreifen, um die Gesundheit der Ozeane und damit auch die der Menschen zu schützen.
Für Taucher und Ozeanliebhaber ist diese Forschung von besonderer Bedeutung, da sie die Notwendigkeit unterstreicht, die Meeresumwelt zu schützen, um die faszinierende Unterwasserwelt auch für zukünftige Generationen zu bewahren.