Micha goes Saudi

Tauchsafari in Saudi Arabien

Rotes Meer Tauchen vom Feinsten, allerdings nicht für jedermann und vor allem nicht für jede Frau.

Das Rote Meer ist bekannt für seine farbenfrohen Korallen, die guten Sichtweiten und lebendigen Riffe. Nur dass die Tauchplätze in Ägypten oft von mehreren Dutzend Booten gleichzeitig angefahren werden, stört viele Taucher und sie sehnen sich nach unberührten Riffen, wo sie nicht mehr Taucher als Fische zu sehen bekommen. Seit Saudi Arabien seine Grenzen für den westlichen Tourismus geöffnet hat, könnte das genau das Gebiet sein, auf das viele Taucher warten. Ob es eine Alternative ist, wie groß die Einschränkungen sind, die man in Kauf nehmen muss und ob wir es guten Gewissens empfehlen können, wollten wir genau wissen und so habe ich mich in das Abenteuer Saudi gestürzt.

 

Die Anreise mit Wizz Air war günstig und schnell, ein Direktflug von Wien nach Jeddah dauert 5 Stunden und man könnte sie fast mit einem Charterflug nach Ägypten vergleichen. Aber nur fast, dass die Billigfluglinie wirklich keinen Service bietet kann man bei einem kurzen Flug akzeptieren, wie hoch die Zuverlässigkeit generell ist, werden wir die nächsten Monate noch verfolgen, denn gravierende Änderungen oder kurzfristige Streichungen sind natürlich bei Tauchsafaris keine Option.

Alternativ fliegt auch Saudi Air, hier sind sowohl Service als auch Zuverlässigkeit hoch. Das Flugerlebnis war dennoch außergewöhnlich, denn die Maschine war nicht mit Tauchtouristen, sondern mit Pilgern gefüllt und die Bekleidung und Verhaltensweisen meiner Mitreisenden waren wirklich anders als auf jedem anderen Flug, den ich jemals hatte. Ich war die einzige Frau ohne Kopftuch und die Männer trugen großenteils spezielle Pilger-Gewänder, die ich jetzt einfach mal als je zwei Badetücher bezeichne, um dem gemeinen Mitteleuropäer eine Vorstellung davon zu geben, was ihn erwartet.

Die Einreise verlief problemlos, das E-Visum beantragt man vorab online und dabei bekommt man auch eine lange Liste mit Regeln die im Königreich gelten sowie den entsprechenden Strafen bei Nichtbefolgung.

Wer sich davon nicht abschrecken lässt, erhält ein Touristenvisum direkt nach Bezahlung von 140 Euro per Email zugeschickt. Am Flughafen in Jeddah haben zwei wirklich nette Beamte mein Visum und meinen Pass begutachtet, Fingerabdrücke genommen und ein Foto gemacht und das wars. Am nächsten Schalter saßen wieder zwei Beamte, deren Funktion mir nicht wirklich klar wurde, sie haben noch mal in meinen Pass geschaut und mir dann erst mal einen arabischen Kaffee serviert und fröhlich welcome gerufen. Auch hier in der Ankunftshalle war ich die einzige Frau, deren blonden Haare zu sehen waren.

 

Nachdem ich mein Gepäck geholt hatte, erwartete mich Mohammed von der Saudi Explorer auch schon. Da alle anderen Gäste erst später am Abend ankamen, brachte er mich und den anderen Frühankömmling, der bereits eine Nacht im Hotel verbracht hatte, zu einem netten Restaurant in der Marina von Jeddah. Nachdem es keine Karte auf Englisch gab, hat Mohammed für uns bestellt und für die arabischen Kellner war ich sowieso nicht existent.

Das ist schon etwas gewöhnungsbedürftig, aber wenn man als Frau nach Saudi Arabien reist, muss man manche Dinge einfach so hinnehmen wie sie sind. Das Essen und die Atmosphäre haben das aber definitiv ausgeglichen. Wir saßen draußen auf einer Art schwimmenden Terrasse und konnten einen riesigen Schwarm Großmaulmakrelen beobachten, währen wir aßen. Nach dem Abendessen fuhren wir dann wieder zum Flughafen, um den Rest der Gruppe zu treffen und von dort ging es mit einem großen, bequemen Reisebus 2 ½ Stunden nach Süden zum Hafen von Al Lith. Bis wir und unser Gepäck dann endlich an Bord der Saudi Explorer waren, war es 2 Uhr morgens und wir fielen nur noch erschöpft in die Kojen.

Das Boot ist ein typisches Ägypten Safariboot mit 10 Kabinen für 20 Personen, 2 Zodiaks und einem großen, teilweise überdachten Sonnendeck. Was mir gut gefällt, ist, dass der Salon im Unterdeck ist und dafür alle Kabinen auf dem Haupt- und Oberdeck große Fenster und viel Tageslicht haben, öffnen kann man die Fenster allerdings nicht. Auf dem Oberdeck bietet eine große Sitzgruppe genug Platz für alle, hier werden die Briefings gehalten und auch sonst ist es der Haupt-Treffpunkt zwischen den Tauchgängen.

 

Sobald man an Bord ankommt, gelten keine Kleidervorschriften mehr, dann ist alles wie auf jeder anderen Safari. Die Anreise ist am Sonntag, ausgefahren wird normal am Montag früh, sobald die Polizei an Bord war um alle Pässe zu kontrollieren. (Auch hier wurde uns weiblichen Gästen von den Guides gesagt, wir brauchen keine lange Kleidung drüberziehen). Wir hatten einige Gäste mit Flugverspätung und sind daher erst mittags los gefahren, das sollte aber die Ausnahme sein. Zum ersten Tauchplatz für den Check Dive dauert die Fahrt ca. 2 Stunden, bis zum nördlichen Teil der Farasan Banks sind es dann noch mal 2 Stunden, ab da sind die Abstände zwischen den einzelnen Tauchplätzen eher kurz.

Die Frage, ob sich Saudi zum Tauchen lohnt, war ganz schnell beantwortet – JAAAA! 28 bis 30 Grad Wassertemperatur 25 bis 40m Sichtweite, absolut gesunde Riffe, wunderschöne Hart- und Weichkorallen, überall wuselt es vor kleinen bunten Riff-Fischen und bei jedem Tauchgang Schulen von Barrakudas, Makrelen oder Thunfischen. Natürlich fehlen auch Blaupunktrochen, Rotfeuerfische und Muränen nicht, aber das versteht sich im Roten Meer ja von selbst. Das Besondere ist die fast völlige Einsamkeit, aktuell fahren nur 2 Safariboote diese Route und auch wenn wir das andere Boot immer wieder gesehen haben, sind wir uns unter Wasser nie begegnet.

Etwas ungewöhnlich ist, dass Großfisch und Strömung nicht viel miteinander zu tun haben. Wir hatten die ganze Woche so gut wie keine Strömung und haben trotzdem immer wieder Riff-Haie gesehen und auch eine Schule Hammerhaie. Diverse Haie, darunter evtl. auch Tigerhaie, ziehen vor allem an den Riffkanten vorbei, daher werden hauptsächlich die Außenriffe des Archipels betaucht. Die Tauchplätze sind alle ähnlich aufgebaut und erinnern an Elphinstone, eine Sandinsel oder ein Riff-Dach kurz unter der Wasseroberfläche, ein Plateau auf jeder Seite des Riffs in 20 bis 35m und dann eine Wand die bis auf mehrere Hundert Meter abfällt. Dadurch war eigentlich kein Tauchgang flacher als 30m und es gab auch keine strengen Regeln was maximale Tiefe oder Dekozeit angeht. Also wirklich eine Tour für erfahrene Taucher, die Eigenverantwortung übernehmen. Pro Gruppe waren wir 10 Taucher und es blieben auch alle locker zusammen, oft mit einem Buddyteam auf 20 und anderen auf 40 Metern, aber beim Sicherheitsstopp waren wir dann wieder zusammen.

Es werden mehrere Nachttauchgänge angeboten, die sind immer ohne Guide und vom Hauptboot. Alle anderen Tauchgänge waren hauptsächlich vom und zum Zodiak. Da die Schlauchboote momentan weder Leiter noch Griffe haben, war der Einstieg für den Bootsmann recht anstrengend und sorgte für einige Lacher. In den kommenden Wochen geht das Schiff dann in den Drydock, danach sollten die Zodiaks wieder etwas komfortabler sein und auch die aktuellen Schönheitsfehler der Saudi Explorer selbst beseitigt sein.

Am letzten Tag waren wir dann noch in einer Bucht in der Nähe von Al Lith auf Walhaisuche, leider haben wir keinen gesehen, aber die Chancen sind recht gut, es gibt dort sogar ein Forschungsprojekt zu Walhaien.

 

Die siebte Nacht wird im Hotel in Jeddah verbracht, wo wir am Abend mit Mohammed noch eine kleine Runde durch die Altstadt von Jeddah gedreht haben.  Recht hübsch und sehr arabischer Flair, aber auch abends noch recht heiß in den langen Klamotten. Wir waren im Hotel Clarion untergebracht, die Zimmer waren sehr schön, das Frühstück sensationell und auch der Poolbereich auf dem Dach war wirklich toll. Allerdings sind die Saudis da noch nicht ganz auf unserem Stand, denn ins Wasser dürfen hier nur Männer und Kinder. Frauen im Bikini (oder selbst Burkini) sind selbst in Hotels noch nicht akzeptiert. Ich hoffe das ändert sich bald, aber aktuell ist es mal wichtig zu wissen.

Mein Fazit ist, dass eine Tauchsafari in Saudi eine echte Alternative für Leute ist, die schon oft in Ägypten oder auf den Malediven waren und das mögen, denen es aber zu voll ist.

Oder die im Winter nicht so weit fliegen wollen. Für Anfänger ist die Tour sicher nicht geeignet und was Organisation und Wartezeiten angeht sollte man auch nicht zu viel erwarten, es ist eben noch kein Ziel, in dem es alles für den Touristen überall gibt. Fans des Deko-Biers müssen wissen dass es in Saudi und auch auf den Safaribooten absolut keinen Alkohol gibt. Und gerade Frauen würde ich es nur empfehlen, wenn sie schon mal im Mittleren Osten waren und bereit sind, bei der An- und Abreise den Blick zu senken und sich ihren Teil nur zu denken. Laute Diskussionen über Frauenrechte führen, freizügige Kleidung tragen, provokante Kommentare, warum man ignoriert wird, all das dürft und sollt ihr gerne in Österreich, aber in Saudi kann das richtig unangenehm werden. Also Augen, oder besser Mund zu und durch und dafür 5 wunderschöne Tauchtage an unberührten Riffen verbringen.

 

Eure Micha

 

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